Was ist eigentlich Perfektion?

In einer Fotowelt in der es (und hier nehme ich diesen Blog bei weitem nicht aus) immer um das neueste Equipment, die schärfsten Bilder, die größte Farbdynamik und die beste Inszenierung geht, stellt sich ab und zu eine gewisse Betriebsblindheit ein. Sind wir auf der Suche nach (angeblicher) Perfektion gefangen in den Wänden der technischen Spezifikationen? Einer Liste der To-Do-Listen für das perfekte Foto, geleitet von Instagram Tutorials und Tiktok Trends? Ist Fotografie zu einem quantifizierbaren Benchmarkingprozess verkommen? Ist das einzige Ziel die möglichst große Reichweite und Monetarisierung zu generieren?

Ich würde diese Fragen einmal mit 95% Ja beantworten. Denn auch in diesem Blogpost, wo es eigentlich ums Gegenteil gehen soll (Spoiler oder so!) werde ich nach Veröffentlichung wohl auch die Klick-Ratio überprüfen. Shame on me. Traped in the Game.

Als ich an einem halbgrauslichen Wiener Winterabend in meinem Home-Fotostudio Besuch von Amy und Uli bekam, war eigentlich der Plan ein paar Lichtsetups für klassische Studiofotografie zu testen. Dies gelang allerdings so gut, dass wir nicht lange brauchten um alle geplanten Fotos im Kasten zu haben (soll nix schlimmeres passieren). So verfingen wir uns in Diskussionen über schlimme Musikauswüchse der Anfang 2000er (Liebe Grüße an Limp Bizkit an dieser Stelle!) und Neujahrsvorsätze als Alterserscheinung. Abgelenkt von dieser Konversation begann ich mich ein bisschen mit der Belichtungszeit meiner Kamera zu spielen. Ich weiß nicht ob es die der Fakt war, dass ich im Zuge der Unterhaltung bemerkte wie sehr die Rockmusik der 1990er Jahre mit der Jahrtausendwende an Ecken und Kanten verlor und mehr zu eine Konservendose verkam. Denn irgendwie kam es mir mit der Fotografie plötzlich ganz ähnlich vor. So hatte ich plötzlich den Drang etwas perfekt-unperfektes zu kreieren. Wie Uli und Amy das finden würden wusste ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht (und um ehrlich zu sein, weiß ich es auch jetzt noch nicht).

Kurzer Ausflug in die Technik: Ich gab einfach die Anweisung, vor der Kamera nicht einfach nur zu posieren, sondern auch einiges an Bewegung ins Bild zu bringen. Ich stellte die Verschlusszeit zwischen 1/5 und 1 Sekunde ein, ließ das Bild durch dazugeschalteten Blitz einfrieren und holte mir durch Motion eine gewisse Bewegungsunschärfe ins Bild. So versuchte ich mehr oder weniger zufällig Bilder zu kreieren, die das Auge des Betrachters faszinieren ohne einen Anspruch an Perfektion zu stellen. Auch durch Doppelbelichtungen versuchte ich ein paar außergewöhnliche Bilder zu erschaffen.

Das Ergebnis war was ich erhofft hatte. Ich persönlich mag den Outcome der Fotos sehr, auch wenn ich weiß, dass ich wohl niemals einen dieser Shots in mein Portfolio geben würde (zu sehr ist hier wieder der Anspruch der angeblichen Perfektion wieder gegeben). Bleibt als Fazit nur zu sagen, dass ein Ausbruch aus den alltäglichen selbst auferlegten Fesseln der Fotografie immer wieder gut tut und für mich die Bilder ein perfektes Set ergeben. Aber nun genug Text. Legt einen Blick auf die Fotos und entscheidet einfach selbst.

 

 

Published by

Leave a comment

de_DEGerman