Retro Objektiv Review Meyer-Görlitz 200mm f4

Teleobjektive sind oft ein Geheimtipp, wenn es um schöne Bokhes bei Portraitfotos geht. Aus diesem Grund freute ich mich schon seit längerem auf dieses Review. Denn seit mein Fotografenkumpel Patrick Spychalla mir erzählte, dass er ein Meyer-Görlitz 200 mm f4 Objektiv besitzt, freute ich mich auf den Moment es testen zu können. Denn nach einigen „No Name“ Linsen, die ich in den vergangenen Wochen testete, war es wieder eine Genugtuung, ein Produkt einer Firma mit viel Fotografietradition testen zu können.  Aber beginnen wir mit den technischen Daten:
Brennweite: 200mm
Minimale Blende: f4
Maximale Blende: f22
Blendenlamellen: 15
Gewicht: 598g
Filtergewinde: 58mm
Mount: M42
Getestet auf: Canon R6

Dass die Linse von Meyer-Görlitz ein Qualitätsprodukt ist, merkte ich schon bei der ersten Adaption auf meine Kamera. Denn die Haptik war hochwertig und das manuelle Scharfstellen funktionierte einwandfrei. Doch natürlich sind 200mm ohne Bildstabilisator nicht gerade easy handzuhaben. Denn auch mit dem internen Bildstabilisator der Canon EOS R6 merkte man, wie sehr schon kleine Wackler eine Auswirkung auf die Bildqualität haben. Durch ein Erhöhen der Verschlusszeit sowie gezieltes Anlehnen oder Auflegen der Kamera konnte ich dieser Challenge aber Herr werden. Ansonsten lieferte die Linse aber vom ersten Moment an aber perfekte Resultate. Die Schärfe und der Kontrast lagen im hervorragenden Bereich. Auch die Farbwiedergabe ist absolut mit modernen Linsen zu Vergleichen.

Gemeinsam mit Model Kaja testete ich das Objektiv an einem warmen Sommertag in Wien. Und ohne großes „warmschießen“ war ich sofort auf die Linse eingestellt. Natürlich ist bei 200mm Brennweite ein gewisser Abstand zwischen Objektiv und Model nötig, was sich auch auf die Auswahl der Location auswirkt. Doch auch diese Herausforderung bereitete mir kein Kopfzerbrechen. Das Objektiv schien schon fast zu gut zu sein. Auch für die damalige Zeit (Das Objektiv wurde in den 1960er Jahren hergestellt) innovative Features, wie ein mechanisch einstellbarer Blendenbegrenzer, beeindruckten mich, denn so war es mir möglich auch ohne einen Blick auf das Objektiv zu werfen die Blende zwischen f4 und f8 zu wechseln.

Ein grobes Manko fiel mir schlussendlich aber doch noch auf. Denn wenn man mit Gegenlicht oder im diffusen Licht fotografiert, liefert die Linse chromatische Aberrationen. Und zwar massive. So waren diese in manchen Fällen so ausgeprägt, dass ich sie selbst in der Postproduction nicht wirklich entfernen konnte. Der violette Saum war einfach zu markant über kontrastreiche Kanten vorgedrungen. Dies hinterließ leider einen kleinen negativen Beigeschmack, bei einem ansonsten richtig coolen Objektiv.

Fazit:

Das Meyer-Görlitz 200mm f4 ist ein Schmuckstück, das man absolut auch heute noch für Shootings verwenden kann – solange man nur die Geduld mitbringt, um auch genau manuell zu fokussieren. Die Resultate werden auf jeden Fall so, dass sie durchaus noch mit modernen Objektiven mithalten können, auch wenn sich natürlich die ein oder andere kleine Schwäche (vor allem die chromatischen Aberrationen) offenbart.

+ Kontrast
+ Schärfe
+ Schönes Bokeh
+ Mechanische Hilfe zur Blendenregelung

– starke chromatische Aberationen

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