Retro-Objektiv Review: Pentor 135mm f2.8

Ich habe endlich mal wieder zugeschlagen. Und zwar auf meiner Lieblings Second Hand Börse Willhaben. Denn schon länger war ich auf der Suche nach einem 135 mm Objektiv mit Offenblende 2.8 und M42 Objektivgewinde. Nun wurde ich mit dem Pentor 135mm sogar relativ günstig fündig. 135 mm ist eine der vier klassischen Portrait Festbrennweiten (neben 35mm, 50mm und 85mm) und dabei jene die am weitesten im Telebereich angesiedelt ist Die große Brennweite sorgt + für eine extreme Tiefenunschärfe, die das Motiv sehr vom Hintergrund abhebt (im Fachjargon auch Bokeh genannt, abgeleitet vom japanischen „verschwommen“). Daher kann man mit einem Objektiv dieser Brennweite sehr gut Portraitfotos machen, die einen tollen Retroflair vermitteln.

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Zum Objektiv

Über die Marke Pentor ist nicht viel bekannt. Weder Baujahr noch Herkunft des Objektivs konnte ich fix eruieren. Meine Recherche ergab, dass das Objektiv vermutlich aus Japan stammt und in den 1970ern für die Verwendung an Praktica Kameras nach Europa, bzw. in den deutschsprachigen Raum importiert wurde. Es handelt sich also um eine „No Name“ Linse, die schon damals als billige Alternative zu den teuren Originalobjetiven angeboten wurde. Dementsprechend stellte ich auch keine hohen Erwartungen in Sachen Schärfe etc. an das gute alte Ding. Die technischen Details lesen sich wie bei vielen anderen 135mm Objektiven dieser Klasse. Die Blende besteht aus sechs Lamellen und  ist von Offenblende 2.8 bis 22 verstellbar. Die Naheinstellgrenze liegt allerdings bei satten 2.5 Metern, was schon einem gewaltigen Abstand zwischen Objektiv und Objekt entspricht. Interessanter Side Fact: Über ein Pentor mit 2.5 Meter Naheinstellgrenze fand ich in meinen Recherchen überhaupt keine Infos. Es dürften also massig unterschiedliche 135mm Objektive unter dem Branding Pentor unterwegs sein.

Zum Testen verwendete ich das Ojektiv mit M42-Adapter sowohl an meiner EOS 6D Vollformat Spiegelreflex, als auch an der EOS 550D mit APSC Sensor. Erster Eindruck: das korrekte fokussieren mit der 135mm Brennweite ist wirklich eine Herausforderung, denn der Bildwinkel ist einfach zu klein, wodurch man die Kamera schon wirklich extrem ruhig halten muss. Dies ist besonders in der Natur sehr schwierig. Besondets extrem ist es auf der APSC Kamera, wo sich durch den Crop-Faktor eine rechnerische Brennweite von 216 mm ergibt. Ich behalf mir bei den Testfotos durch anlehnen oder auflegen der Kamera und schlussendlich auch durch ein Einbeinstativ. Zusätzlich nahm ich die Zoomfunktion im Liveview zu Hilfe um wirklich den Fokuspunkt auch korrekt zu erwischen.

Je länger ich das Objektiv testete so sehr erweckte es gemischte Gefühle. Ich beginne mit den positiven Aspekten: das Bokeh ist tatsächlich sehr rund und weich und sorgt für eine angenehme Tiefenunschärfe in den Bildern. Besonders fiel mir der angenehme Übergang zwischen scharf und unscharf auf, der einen etwas speziellen Bildstil erzeugt. Das war es dann allerdings schon mit den positiven Aspekten. Die Liste der negativen Dinge ist leider nicht kurz. Diese wird vor allem angeführt von fehlender Schärfe, zu wenig Kontrast in vielen Situationen, sowie einer nicht optimalen Farbwiedergabe. Damit war allerdings in der Preisklasse des Objektivs auch zu rechnen. Auch die Lens-Flares bei Gegenlicht sind eher von der störenden Sorte. In den richtigen Situationen kann man Bilder mit einem sehr eigenwilligen aber angenehmen Style machen, was besonderes in der Streetfotografie von Vorteil ist. Und genau für solche Zwecke werde ich mir dieses Objektiv auch behalten. Für Portraitfotos ist es auf Grund der fehlenden Schärfe und des Kontrastverlusts doch eher ungeeignet.
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